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Programm der Vereinigten Liste von UHG und PIRATEN


Juni 2013

Präambel

Die Vereinigte Liste von UHG und Piraten ist eine Listenvereinigung aus der Unabhängigen Hochschulgruppe gegen Studiengebühren und den Hochschulpiraten. Die Hochschulpiraten sind Studenten, die Mitglieder der Piratenpartei sind oder sich dieser nahestehend fühlen. Die Unabhängige Hochschulgruppe steht keiner Partei nahe und heißt daher unabhängig.

1 Studiengebühren

Wir begrüßen die Abschaffung der Studiengebühren sehr. Im vergangenen Jahr haben wir deswegen zahlreiche Unterschriften sowohl für das Volksbegehren der Freien Wähler als auch für das der Piratenpartei gesammelt. Wir sehen die Abschaffung der Studiengebühren durch das erfolgreiche Volksbegehren als einen essenziellen Schritt, um gleichen Zugang zu Bildung für alle zu erreichen – unabhängig vom Geldbeutel der Eltern. Wir sind stolz darauf, dass Würzburg die zweitmeiste Zahl an Unterschriften, nur überholt von München, sammeln konnte.

2 Diplom/Magister neben Bachelor/Master-Studium wiedereinführen

Der Bologna-Prozess hat kaum etwas an der Universität verbessert. Stattdessen führte er zu einer Verschulung des Studiums, was diesem die wissenschaftliche Komponente nimmt. Wichtige Ziele des Bologna-Prozesses sind die internationale Vergleichbarkeit der Abschlüsse und die Mobilität, womit gemeint ist, daß man leicht in jedem Semester während des Studiums die Hochschule wechseln kann und alle Leistungen angerechnet bekommt. Tatsächlich werden mehr als 40% der Studienleistungen bei einem Hochschulwechsel nicht anerkannt. Selbst innerhalb Deutschlands ist der Wechsel oft schwierig, wogegen man mit einem Vordiplom oder einer bestandenen Zwischenprüfung meistens die Uni wechseln und sein Studium fortsetzen konnte. Auch der Einschub eines Auslandssemesters oder –jahres ist im modularisierten System schwerer geworden, dabei wollte man ja gerade mehr internationale Orientierung erreichen. Wir setzen uns dafür ein, dass sowohl das alte als auch das neue System parallel laufen sollen und die Studentin/der Student die Möglichkeit haben soll, sich vor dem ersten Semester für eine Richtung bindend zu entscheiden. Hierzu sollen Beratungen über die Vor- und Nachteile beider Systeme angeboten werden.

3 Mehr Mitbestimmung und mehr Demokratie für Studenten

Wir wünschen uns mehr Beteiligung und Möglichkeiten zur Einflussnahme in Entscheidungsprozessen in der Universität. Studentinnen und Studenten sind von vielen Entscheidungen in der Universität betroffen, auf die sie keinen oder nur wenig Einfluss haben, z. B. die Gestaltung der Studienordnungen. Deshalb wollen wir die studentische Mitbestimmung stark ausweiten. So sitzen z. B. im elfköpfigen Senat, einem der wichtigsten Gremien der Universität, sechs Professoren, aber nur zwei Studenten. Als größte Gruppe innerhalb der Universität sind die Studenten damit immer noch massiv unterrepräsentiert, wenngleich seit dem letzten Jahr ein studentischer Vertreter hinzugekommen ist. Wir begrüßen, dass seit diesem Jahr ein weiterer studentischer Vertreter in der erweiterten Hochschulleitung (EHL) sitzt.
Weiterhin soll auch die Demokratie innerhalb der Gruppe der Studentinnen und Studenten gestärkt werden. So wollen wir, daß ein System zur einfachen Befragung aller Studentinnen und Studenten zu hochschulpolitischen Entscheidungen geschaffen wird. Wir unterstützen die Basisdemokratie als direkteste Form der Mitbestimmung.
Zusätzlich fordern wir die Wiedereinführung der Verfassten Studierendenschaft. Diese Institution existiert in allen Bundesländern mit Ausnahme Bayerns. Sie vertritt als juristische Person die Interessen der Studentinnen und Studenten. Wie man in anderen Bundesländern sieht, kann die Verfasste Studierendenschaft die Studenten und Studentinnen wesentlich stärker gegenüber der Universität vertreten als bei uns. Bei der Verfassten Studierendenschaft sind mehr finanzielle Mittel vorhanden und über diese kann verfügt werden, ohne, daß eine Genehmigung der Universität eingeholt werden muß. Wir möchten, dass jeder Student bei Immatrikulation Mitglied wird, aber zu jeder Zeit austreten darf. Allerdings sprechen wir uns gegen ein allgemeinpolitisches Mandat aus. Die Studierendenschaft soll nur Entscheidungen treffen dürfen, die mit Hochschulpolitik zu tun haben. Dazu gehören für uns alle Angelegenheiten innerhalb der Universität und alle Angelegenheiten, die auf Landesebene in das Ressort Wissenschaft fallen. Nicht dazu gehören z. B. wirtschafts- oder außenpolitische Angelegenheiten.

4 Transparenz in Lehre und Verwaltung

Auch in der Lehre muss Transparenz Einzug halten. So sind Hürden für die Klausureinsichtnahme, wie z. B. die teilweise vorhandene Notwendigkeit einer vorherigen Antragsstellung, abzubauen und den Studentinnen und Studenten ausnahmslos ein Recht auf Anfertigung einer Kopie der eigenen Bearbeitung sowie deren Korrektur zu gewähren. Ebenso sollten die Aufgabenstellungen von Altklausuren allen frei zur Verfügung gestellt werden.
In diesem Sinne begrüßen wir die Durchführung von für die Studentinnen und Studenten freiwilligen und anonymen Vorlesungsumfragen und die Veröffentlichung der Ergebnisstatistiken.
Langfristig möchten wir erreichen, dass Vorlesungen aufgezeichnet werden, um sie im Internet für Studentinnen und Studenten verfügbar zu machen. Die Zustimmung des gefilmten Dozenten ist aber in jedem Fall vorher einzuholen.
Um den Studentinnen und Studenten eine kritische Verfolgung hochschulpolitischer und verwaltungstechnischer Prozesse zu ermöglichen, halten wir Transparenz in allen beteiligten Gremien für unerlässlich. Wir fordern daher, dass die Protokolle aus den wichtigsten Gremien wie z. B. der Erweiterten Hochschulleitung, dem Hochschulrat, den Studiengebühren-Ersatzmittelkommissionen sowie Rechenschaftsberichte dauerhaft öffentlich zugänglich gemacht werden.
Genauso stehen Studentinnen und Studenten, die in Gremien sitzen, in der Verantwortung, ihren Kommilitonen einen umfassenden Einblick in ihre Arbeit zu gewähren. Der Beschluss der permanenten Öffentlichkeit der Gremien ist folglich durch eine Grundordnungsänderung zu ermöglichen.

5 Datenschutz und informationelle Selbstbestimmung

Die Universität verarbeitet täglich eine große Menge sensibler persönlicher Informationen und Datensätze, z. B. bei der Nutzung von WLAN und sb@home genauso wie bei der Online-Lernplattform WueCampus. Die Einhaltung von Grundsätzen des Datenschutzes und die elektronische Sicherheit vor externen wie internen Angriffen, aber auch vor unbeabsichtigtem Datenverlust, muss daher uneingeschränkt gewährleistet sein.
Im Rahmen der informationellen Selbstbestimmung dürfen nur Personen Zugriff auf Informationen aus WueCampus und sb@home haben, wenn sie diesen benötigen. Insbesondere sollen Klausurergebnisse nur für den Studenten selbst einsehbar sein.
Das Bild auf dem Studentenausweis soll nicht verpflichtend sein, der Studentenausweis in Kombination mit einem amtlichen Lichtbildausweis (Personalausweis, Führerschein, Reisepass) hat bisher auch ausgereicht. Jeder sollte für sich entscheiden können, welche Funktionen der neuen Karte er nutzen will. Für den Fall, dass das neue System geknackt wird, sind Vorkehrungen zu treffen, sodass nicht wieder zwei Jahre lang ein unsicheres System für Zahlungsverkehr und Zugangskontrollen genutzt wird.
Zudem sehen wir die Kameraüberwachung als besorgniserregend an. Wir fordern die sofortige Einstellung der Kameraüberwachung in allen öffentlichen Bereichen der Universität.

6 Freier Zugang zu wissenschaftlichen Texten (Open Access)

Aktuell werden die Kosten zur Einreichung von Artikeln in wissenschaftliche Fachzeitschriften aus staatlichen Mitteln getragen. Das gleiche gilt für die Abonnements von Ergebnissen anderer Forscher, die ebenfalls aus staatlichen Mitteln bezahlt wurden. Wir sprechen uns dafür aus, dass Ergebnisse staatlich finanzierter Forschung allen Bürgerinnen und Bürgern unter freien Lizenzen zugänglich gemacht werden. Dies schließt wissenschaftliche Arbeiten der an der Universität tätigen Forscherinnen und Forscher ausdrücklich mit ein. Die Erhaltung des Geschäftsmodells von Fachzeitschriften ist keine Aufgabe der öffentlichen Hand und darf den Möglichkeiten der freien Publikation unter Verwendung der modernen Informationstechnologien nicht im Wege stehen. Gerade auch im Falle der Dissertation im Zuge einer Promotion erscheint uns dies als zwingende Notwendigkeit, um der Verantwortung gegenüber der Gesellschaft beim Erwerb eines Doktorgrades gerecht zu werden.

7 Religionen an der Universität

Wir sehen Religionsfreiheit als ein hohes Gut der Gesellschaft an. Daher ist es für uns selbstverständlich, dass jeder Student das Recht haben soll, seiner Religion auch mit Symbolen Ausdruck zu verleihen, solange niemand dadurch beeinträchtigt wird. Benachteiligungen aufgrund von Religionszugehörigkeit dürfen an Universitäten nicht vorkommen.

8 Ökologisches Bewusstsein in der Hochschule schärfen

Der Müll an der gesamten Uni wird nur unzureichend getrennt, vereinzelte Mülleimer sollten durch Müllstationen ersetzt werden, die alle Abfallsorten vereinen. Würde die Universität den Müll trennen, könnten die Entsorgungskosten gesenkt werden - und die Umwelt profitiert ebenso. Wir möchten, dass die Universität das EMAS-Zertifikat beantragt.

9 Finanzierung durch Drittmittel

Die Universität finanziert sich aus dem staatlichen Etat und Drittmitteln. Dabei ist der staatliche Etat der größere Teil, die Drittmittel betragen weniger. Die Drittmittel wiederum sind zum größeren Teil von staatlicher Seite und zum kleineren Teil von privater Seite. Für staatliche Drittmittelgeber sind die DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) und das Ministerium für Wissenschaft und Forschung die wichtigsten Beispiele. Private Drittmittelgeber sind häufig große Industriekonzerne. An der Universität Würzburg herrscht ein Zustand des Wettbewerbs um Drittmittel. Professoren und Forscher, die es schaffen, möglichst viele Drittmittel einzuwerben, zeigen dies gerne.
Wir sprechen uns gegen eine Finanzierung der Universität durch andere Institutionen als den Staat aus. Sobald eine Universität Drittmittel von privater Seite annimmt, begibt sie sich in eine finanzielle Abhängigkeit und macht sich beeinflussbar. Wenn hingegen nur Gelder vom Staat angenommen werden, kann ein solcher Verdacht gar nicht erst aufkommen. Der Staat ist in der Lage, diese wegfallenden Mittel problemlos zu kompensieren. In einer Statistik der Hochschulrektorenkonferenz wird angegeben, dass im Jahr 2001 19,1 Mrd. Euro für Unis und FHs ausgegeben wurden. Davon trug die private Seite gerade einmal 500 Mio. Euro, also nur knapp 3 % (Quelle: www.hrk.de/de/brennpunkte/112.php).
Dieser Anteil ist seither etwas angestiegen. Wir sehen die Gefahr, daß bestimmte Fachbereiche, die eher anwendungsorientiert forschen, von der privaten Wirtschaft stärker gefördert werden, wogegen andere Fachbereiche, die eher Grundlagenforschung betreiben, nicht in diesen Genuss kommen. Damit beeinflussen die Drittmittel die Forschung und lenken sie deutlich in eine bestimmte Richtung. Dies steht im Widerspruch zur Freiheit von Forschung und Lehre.

10 Mobilität

Die Hochschulpiraten fordern das Semesterticket weiterzuentwickeln, um die studentische Mobilität weiterhin möglichst barrierefrei, umweltfreundlich und kostengünstig zu ermöglichen. Wir fordern die politisch Verantwortlichen auf, sich klar zum Semesterticket zu bekennen und dieses zu unterstützen, da Würzburg ohne Semesterticket noch stärker im Stau ersticken würde.
Das ÖPNV-Angebot muss weiter verbessert werden; diese Verbesserung umfasst insbesondere eine Ausweitung des Gültigkeitsbereichs des Semestertickets, ein besseres Angebot an Tagesrandlagen und nachts, bessere Umsteigemöglichkeiten, zusätzliche Verbindungen wie z. B. von Grombühl an das Hubland und den baldestmöglichen Bau der Straßenbahnlinie 6.

11 Nachhaltigkeit

An der Universität besteht erhebliches Energieeinsparpotential, beispielsweise bei defekten Fenstern, dauernd geöffneten Türen, mangelhafter Dämmung und schlecht geregelten Heizungen. Wir setzen uns dafür ein, dass die Universität dieses Einsparpotential realisiert, damit die Mittel der Universität in die Lehre fließen können statt für absehbar immer teurere Energieträger.


Eure Vereinigte Liste von UHG und PIRATEN

Wahlprogramm als pdf (150 kB)